Bei dem großen Bombenangriff vom 22. März 1945 war die St.-Andreas-Kirche ebenso wie große Teile der Innenstadt völlig zerstört worden. Nur der Turm mit seinem Stahlskelett ragte noch über die Ruinen hinaus. Zwanzig Jahre mussten die Hildesheimer darauf warten, dass sie St. Andreas wieder als ihre Kirche nutzen konnten.
Nachdem nach Kriegsende zunächst Wohnraum geschaffen werden musste, wurde der Wiederaufbau der zerstörten Kirchen zurückgestellt. Die Andreasgemeinde feierte ihre Gottesdienste in der Jakobikirche. Viele unserer Gemeindeglieder sind dort getauft, konfirmiert und getraut worden.
Zunächst war es nicht klar, ob die St.-Andreas-Kirche überhaupt wieder aufgebaut werden würde. Zu groß schienen die Schäden, zu groß der Aufwand für eine Wiederherstellung. „Die durch Verzicht auf den Wiederaufbau eingesparten Mittel sollten statt dessen den kleineren Kirchen im Randbereich der Stadt zur Verfügung gestellt werden“ (Härtel).
Durch Witterungseinflüsse wurde die Ruine weiter geschädigt, und 1946 bestand im Bereich des Mittelschiffs akute Einsturzgefahr. Sicherungsarbeiten wären ohnehin nötig geworden, um die Bautätigkeit im Umkreis der Andreaskirche nicht zu gefährden. So fiel schließlich 1950 die Entscheidung, die Kirche wieder aufzubauen.
Von 1956 bis 1965 wurde der Wiederaufbau durchgeführt. Dabei wurde die ehemals barocke Gestaltung des Innenraums durch eine sehr schlichte Form ersetzt, die die gotischen Bauelemente betont. Da Kanzel, Altar, Lesepult und Orgel beim Brand zerstört worden waren, wurde nun alles neu gestaltet. Der Künstler Ulrich Henn, erst kürzlich verstorben, hat mit seinen Bronzeplastiken das Innere der „neuen“ Andreaskirche maßgeblich mitgestaltet. Ebenso stammt die große Bronzetür im Westportal von ihm. Im Jahr 1995 ist noch der Bugenhagenbrunnen auf dem südlichen Andreasplatz von ihm gestaltet worden.
Die Wiedereinweihung fand am 29. August 1965 statt. In einer feierlichen Prozession zogen Geistliche und Gemeindeglieder von der Jakobikirche durch die Innenstadt zu St. Andreas. Mit dabei war auch eine Delegation aus der Londoner St. Helen’s Church, die als Zeichen der Versöhnung der ehemaligen Kriegsparteien die Kirche mit einweihten. Superintendent i.R. Walter Meyer-Roscher war als Pastor der Andreasgemeinde dabei. Der Gedanke der Versöhnung hatte bei der Wiedereinweihung eine tragende Rolle.
Wir haben an dieses Ereignis zurückgedacht und den 50. Jahrestag der Wiedereinweihung mit einem Festwochenende vom 11.-13. September 2015 begangen.